Glossar

Portfoliokarriere

Geschrieben von Karo | 27.01.2025 14:01:23

In einer sich ständig verändernden Arbeitswelt gewinnen flexible und vielseitige Karrierewege zunehmend an Bedeutung. Die Portfoliokarriere steht dabei als modernes Konzept für Menschen, die sich nicht auf eine einzige berufliche Rolle festlegen möchten, sondern mehrere Einkommensquellen und Tätigkeitsbereiche miteinander kombinieren. Doch was genau bedeutet eine Portfoliokarriere, welche Chancen bietet sie und welche Herausforderungen bringt sie mit sich? 

 

Was ist eine Portfoliokarriere?

Eine Portfoliokarriere beschreibt einen Karriereweg, bei dem eine Person mehrere unterschiedliche Jobs oder Projekte gleichzeitig ausübt, anstatt sich auf eine feste, langfristige Position in einem Unternehmen zu beschränken. Wie bei einem Portfolio kombinieren und sammeln Arbeitnehmende also verschiedene berufliche Erfahrungen und zeigen so ihre Expertise.

In einer Portfoliokarriere können beispielsweise verschiedene Projekte, Teilzeitanstellungen, freiberufliche Tätigkeiten, Minijobs, Lehrtätigkeiten, ehrenamtliches Engagement oder auch unternehmerische Vorhaben miteinander kombiniert werden. Der Fokus liegt auf der Nutzung persönlicher Stärken und Interessen in unterschiedlichen Bereichen und der Vertiefung verschiedener Skills – oft mit dem Ziel, ein erfüllteres und vielseitigeres Berufsleben zu gestalten.

Portfoliokarrieren sind besonders in kreativen Branchen oder bei Fachleuten mit breit gefächerten Fähigkeiten beliebt, gewinnen jedoch auch in anderen Bereichen zunehmend an Bedeutung. Dieses Modell bietet die Möglichkeit, persönliche Leidenschaften, finanzielle Stabilität und berufliche Flexibilität miteinander zu verbinden.

 

Wie funktioniert die Portfoliokarriere?

Im Kern bedeutet die Portfoliolkarriere berufliche Vielfalt – die individuelle Ausgestaltung sieht dann häufig sehr unterschiedlich aus. Grundsätzlich sind folgende Punkte für eine erfolgreiche Portfoliokarriere wichtig:

 

1. Bestandsaufnahme

Das Wichtigste vorweg: Wer eine Portfoliokarriere anstrebt, sollte zunächst gut über sein Tätigkeitsportfolio nachdenken und sich fragen, ob die persönlichen Situation, die eigenen Fähigkeiten und Bedürfnisse mit einer Portfoliokarriere zusammenpassen. Es empfiehlt sich, ehrlich zu sich selbst zu sein: Wie gut sind die Erfolgsaussichten?

 

2. Einkommensstrategie

Grundsätzlich ist es es bei der Portfoliokarriere wichtig, Einkommen aus verschiedenen Tätigkeiten zu generieren, um das finanzielle Risiko zu streuen. Gerade für den Einstieg gilt als goldene Regel aber, dass das Portfolio eine Tätigkeit enthalten sollte, die ca. 60 Prozent des benötigten Grundeinkommens generiert. Hierfür sollte man sich vorher realistisch überlegen, welche Einkünfte aus welcher Tätigkeit erwartet werden können, welche Rücklagen zur Verfügung stehen und wie die finanzielle Strategie für die kommenden Jahre aussieht ebenso wie die Altersvorsorge aussieht.

 

3. Selbstständigkeit

Der Wechsel in die Portfoliokarriere geht in vielen Fällen mit einer Form der Selbstständigkeit einher. Nicht in jedem Fall muss dafür sofort eine Firma gegründet werden, beispielsweise wenn man als Freelancer oder auch als Kleinunternehmer arbeitet. Wichtig ist aber, sich frühzeitig über die steuerlichen Anforderungen zu informieren.

 

4. Netzwerk

Ein besonders wichtiger Baustein der Portfoliokarriere ist das eigene Netzwerk. Je mehr berufliche Kontakt man hat und pflegt, desto mehr Chancen und Zugang zu neuen Projekten ergeben sich daraus. Regelmäßige Netzwerkpflege, z.B. über LinkedIn, auf Messen, Konferenzen, bei Meet Ups von Selbstständigen oder bei Branchentreffen ist wichtig, um Reputation und Vertrauen aufzubauen, sich auszutauschen, Inspiration zu gewinnen und Kooperationsmöglichkeiten zu erhalten.

 

Vorteile der Portfoliokarriere

Während die Portfoliokarriere für manche Menschen eine passende Alternatvie zum klassischen Vollzeitjob darstellt, ist dieser Karriereweg für andere Menschen nicht geeigent. Wo liegen die Vorteile?

Flexibilität: Eines der Hauptmerkmale der Portfoliokarriere ist zugleich auch einer ihrer größten Vorteile – die Flexibilität in allen Lebensbereichen. Nicht nur die Projekte an sich, sondern auch Arbeitszeiten und Arbeitsorte lassen sich häufig sehr frei gestalten. Das sorgt für eine bessere Work-Life-Balance.

Abwechslung: Die Portfoliokarriere eignet sich besonders für Menschen, die Abwechslung in ihrem Berufsalltag schätzen und sich gerne neuen Herausforderungen stellen. Gerade für diese Menschen kann so ein Karriereweg sehr motivierend sein, da Langeweile und Routine seltener auftreten, denn jeder Tag ist anders.

Mehrere Einnahmequellen: Ein entscheidender Vorteil der Portfoliokarriere ist die Diversifikation der Einkommensquellen. Statt ausschließlich von einem festen Gehalt abhängig zu sein, lässt sich durch verschiedene Projekte oder Tätigkeiten ein stabileres und oft auch höheres Gesamteinkommen erzielen. Diese Streuung senkt das finanzielle Risiko, da der Verlust eines Projekts nicht sofort existenzbedrohend ist. Gerade in unsicheren wirtschaftlichen Zeiten kann dies ein wichtiger Sicherheitsfaktor sein.

Persönliche und berufliche Weiterentwicklung: Eine Portfoliokarriere erfordert ständiges Lernen und Anpassen, was die persönliche und berufliche Entwicklung fördert. Durch die kontinuierliche Herausforderung, neue Projekte und Aufgaben zu übernehmen, wächst nicht nur das berufliche Wissen, sondern auch die Fähigkeit, flexibel auf Veränderungen zu reagieren. Langfristig stärkt man so seine Position auf dem Arbeitsmarkt.

 

Nachteile der Portfoliokarriere

Risiko: Eine Portfoliokarriere bringt ein erhöhtes finanzielles und berufliches Risiko mit sich. Da man oft auf eigene Faust arbeitet, ist man nicht durch eine feste Anstellung abgesichert. Ausfälle von Projekten oder Kunden können die Einnahmen empfindlich beeinträchtigen. Auch Sozialleistungen wie Krankenversicherung, Altersvorsorge oder bezahlter Urlaub, die in vielen Festanstellungen selbstverständlich sind, müssen selbst organisiert und finanziert werden, was zusätzliche Kosten verursacht.

Schlechtere Planbarkeit: Die größere Unvorhersehbarkeit, die mit einer Portfoliokarriere einhergeht, kann es schwierig machen, langfristig zu planen – sei es in finanzieller oder beruflicher Hinsicht. Häufig ist man darauf angewiesen, dass sich neue Projekte oder Aufträge ergeben. Und selten kann man sicher sein, wie sich die eigene Karriere in den nächsten Jahren entwickeln wird. Dies erfordert ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit und die Bereitschaft, immer wieder neue Chancen zu suchen und anzunehmen.

Verringerte Aufstiegschancen: In einer Portfoliokarriere gibt es keine klaren Hierarchien oder Karriereleitern, die man erklimmen kannst. Man ist sein eigener Chef. Das bedeutet zwar Freiheit, aber auch den Verzicht auf klassische Beförderungen oder Statussymbole, die in einem traditionellen Berufsweg üblich sind. Zudem kann es schwieriger sein, sich in einer Branche langfristig als Expert:in zu etablieren, wenn man zwischen verschiedenen Projekten und Rollen wechselst.

Unsicherheit durch Schwankungen: Ein weiterer Nachteil sind die potenziellen Schwankungen in der Arbeitsbelastung und im Einkommen. In manchen Monaten ist man vielleicht gut ausgelastet und kann hohe Einnahmen erzielen, während in anderen Monaten weniger Projekte anstehen und die Einnahmen stark zurückgehen können. Diese Unregelmäßigkeiten erfordern die Fähigkeit, in Hochzeiten Rücklagen zu bilden, aber auch die mentale Stabilität, Phasen mit weniger Aufträgen durchzustehen, ohne in Panik zu verfallen.

 

Für wen ist eine Portfoliokarriere geeignet?

Eine Portfoliokarriere ist besonders für Menschen geeignet, die Wert auf Vielfalt, Flexibilität und die Möglichkeit legen, ihre unterschiedlichen Talente und Interessen auszuleben. Dieses Karrieremodell passt nicht zu jedem – es erfordert eine gewisse Eigeninitiative und die Bereitschaft, Verantwortung für die eigene berufliche Entwicklung zu übernehmen. Hier sind einige typische Zielgruppen, für die eine Portfoliokarriere besonders geeignet ist.

Gruppe Nutzen
Menschen mit vielseitigen Interessen Personen, die sich nicht auf einen einzigen Beruf oder eine bestimmte Tätigkeit festlegen möchten, profitieren von einer Portfoliokarriere. Sie können verschiedene Leidenschaften und Fähigkeiten gleichzeitig ausleben, ohne das Gefühl zu haben, sich einschränken zu müssen.
Kreative Köpfe In kreativen Branchen – wie Design, Kunst, Musik oder Schreiben – bietet die Portfoliokarriere die Möglichkeit, verschiedene Projekte und Kunden parallel zu betreuen. Sie erlaubt zudem eine flexible Zeiteinteilung und gibt kreativen Menschen Raum, ihre Ideen in unterschiedlichen Kontexten zu verwirklichen.
Freiberufler und Selbstständige Viele Freiberufler arbeiten ohnehin projektbasiert und haben oft mehrere Einkommensquellen. Die Portfoliokarriere ist daher eine natürliche Erweiterung ihres beruflichen Modells. Sie können beispielsweise eine Kombination aus Beratung, Kundenprojekten und eigenen Produkten (z. B. Online-Kurse, Bücher) schaffen.
Menschen, die Wert auf Flexibilität legen Für Personen, die sich eine bessere Work-Life-Balance oder flexible Arbeitszeiten wünschen, ist eine Portfoliokarriere eine attraktive Option. Sie können ihre beruflichen Tätigkeiten so organisieren, dass sie mit anderen Lebenszielen – wie Familie, Reisen oder persönlicher Weiterbildung – vereinbar sind.
Unternehmerische Typen Menschen mit unternehmerischem Denken, die gerne eigenverantwortlich arbeiten und sich schnell an neue Gegebenheiten anpassen können, finden in einer Portfoliokarriere die Möglichkeit, ihre Visionen zu verwirklichen. Sie können unterschiedliche Projekte ausprobieren und sich so ein breites berufliches Standbein schaffen.
Personen in Übergangsphasen Für Menschen, die sich in beruflichen Übergangsphasen befinden – sei es nach einer Kündigung, während eines Studiums oder vor der Rente – kann eine Portfoliokarriere eine ideale Möglichkeit sein, flexibel neue Wege auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln.
Menschen, die finanzielle Diversifikation suchen Wer nicht von einer einzigen Einkommensquelle abhängig sein möchte, sondern sein Einkommen diversifizieren will, findet in der Portfoliokarriere eine gute Alternative. Insbesondere in unsicheren wirtschaftlichen Zeiten kann dies eine Strategie sein, um finanzielle Stabilität zu gewährleisten.