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Das Lebensarbeitszeitkonto

Immer mehr Menschen haben den Wunsch, früher in den Ruhestand zu gehen. Auch ein Sabbatical oder eine andere längere Auszeit vom Beruf werden manchmal angestrebt. So beispielsweise bei der Pflege von Angehörigen oder einem Selbstfindungsjahr. Auch ein verlängerter Mutterschutz oder Elternzeit im Generellen gehören zu diesen Auszeiten. Geplante Abwesenheiten lassen sich mit dem Abwesenheitsmanagement wunderbar planen und mit unserem Arbeitszeitkonto behältst du den Überblick.

 

Diese geplanten Abwesenheiten wollen natürlich finanziert werden und auch den Beruf selbst behalten Mitarbeitende selbstverständlich gerne. Mit einem Lebensarbeitszeitkonto kann dieser Wunsch in Erfüllung gehen. Mit dem Lebensarbeitszeitkonto können Arbeitnehmer:innen Arbeitsentgelt sparen und dadurch eine bezahlte Freistellung ermöglichen. Was ist ein Lebensarbeitszeitkonto, wie es funktioniert und was es zu beachten gilt, beschreiben wir im folgenden Artikel. 

 

Lebensarbeitszeitkonto Definition

Das Lebensarbeitszeitkonto wird auch oft Zeitwertkonto genannt, da es damit möglich wird, einen längeren Zeitraum von der Arbeit freigestellt zu werden. Es wird auf dem Zeitwertkonto zuerst Arbeitszeit gespart, die in späterer Folge durch eine Freistellung genutzt wird. Durch die angesparte Arbeitszeit kann entweder die reguläre Arbeitszeit gekürzt werden oder das Arbeitsverhältnis wird vollkommen ruhend gestellt.

 

Das Lebensarbeitszeitkonto beinhaltet jedoch nicht nur Plusstunden oder Überstunden. Auch besondere Boni oder Zuschläge können auf das Lebensarbeitszeitkonto eingezahlt werden. Freiwillige private Zuschüsse der Arbeitnehmenden gestalten diese Art des Zeitkontos sogar noch viel attraktiver.

 

Wofür kann die angesparte Arbeitszeit verwendet werden?

Die angesparte Zeit und auch angespartes Kapital sind Eigentum der jeweiligen Arbeitnehmer:innen und theoretisch können sie damit anstellen, was immer ihnen in den Sinn kommt. In den meisten Fällen haben Menschen selbstverständlich Ziele, auf welche sie hinsparen. Zu diesen Zielen können eine Weltreise, die Altersteilzeit oder der frühe Ruhestand gehören. Dies gestaltet sich individuell und ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

 

Die häufigsten Arten der Freistellung dank des Lebensarbeitszeitkontos sind:

 

  • Elternzeit (besonders beliebt in der Verlängerung)
  • Pflegezeit (pflegebedürftige Angehörige)
  • Altersteilzeit
  • früherer Eintritt in den Ruhestand
  • Weiterbildungen 
  • Sabbaticals
  • Selbstfindungszeiten

 

Das Lebensarbeitszeitkonto kann also vielfältig genutzt werden und bietet in jedem Fall gleich mehrere Vorteile. Ist zum Beispiel der frühe Ruhestand das Ziel eines Arbeitnehmers oder einer Arbeitnehmerin, so profitieren beide Seiten davon.

 

Arbeitnehmende, die sich dieses Ziel gesetzt haben, investieren in ihrem "jungen" Arbeitsleben viel Arbeitszeit, welche dem Unternehmen zugutekommt. Tritt nun der frühe Ruhestand ein, können diese Arbeitnehmer:innen sich wohlverdient entspannen.

 

Welche Arten von Arbeitszeitkonten bestehen?

Arbeitnehmer:innen haben die Möglichkeit, laut Paragraf 10 TVöD/TV-L Arbeitszeitkonten zur Arbeitszeit Flexibilisierung zu führen. 

 

Bei diesen Arbeitszeitkonten wird zwischen Langzeitkonten und Kurzzeitkonten unterschieden. Ein Kurzzeitkonto dient zur kurzfristigen Dokumentation und Verbuchung von entstandenen Plus- und Minusstunden. Diese Stunden müssen immer in einem vorher festgelegten Zeitraum, meistens innerhalb von einem Jahr ausgeglichen werden. Das bedeutet, Plusstunden müssen abgebaut werden und Minusstunden müssen nachgearbeitet werden. Plus-Stunden werden hier im Regelfall durch Zeitausgleich aufgebraucht. 

 

Die Funktion des Lebensarbeitszeitkontos

 

Arbeitnehmer:innen sparen durch das Lebensarbeitszeitkonto über einen langen Zeitraum Arbeitszeit, also Plusstunden. Bei diesem Langzeitkonto muss daher nicht in einem bestimmten Zeitraum ein Ausgleich durchgeführt werden, um Überstunden abzubauen oder Minusstunden abzuarbeiten. 

 

Im Gegenteil, Arbeitnehmer:innen haben dadurch die Möglichkeit, vorzeitig ihre Arbeit zu beenden. Das bedeutet, dass die angesammelten Plusstunden an das Ende des Berufslebens angeschlossen werden. Genauer gesagt, man arbeitet auf einen Vorrat hin, der es ermöglicht, ihn zu einem späteren Zeitpunkt zu nutzen. 

 

Die Einzahlung auf das Lebensarbeitszeitkonto erfolgt hierbei mittels Überstunden, Zeit und auch Geld.

 

So kann das Wertguthaben auf dem Langzeitkonto aus den folgenden Bestandteilen bestehen: 

 

  • Bestandteile des Gehaltes 
  • erarbeitete Überstunden oder deren Vergütung 
  • das Urlaubsgeld
  • Urlaubstage
  • Weihnachtsgeld
  • Prämien für besondere Leistungen
  • diverse Zuschüsse der Arbeitgeber:innen

 

Für die Einzahlungen auf das Lebensarbeitszeitkonto müssen Arbeitnehmer:innen keine Sozialversicherungsabzüge befürchten oder Steuern bezahlen. Erst bei der Lebensarbeitszeitkonto Auszahlung, der Auszahlung des angesparten Guthabens, werden diese Abgaben fällig. 

 

Wie erfolgt die Lebensarbeitszeitkonto Auszahlung?

Egal aus welchem Grund Arbeitnehmer:innen das Ansparen der Arbeitszeit vornehmen, wird für den Zeitraum der Freistellung wie bisher Entgelt ausbezahlt. Hier gilt zu beachten, dass das angesparte Guthaben die Dauer der Freistellung beeinflusst. Dieses Entgelt stammt aus dem Wertguthaben der Arbeitnehmer:innen und ist dementsprechend deren privater Besitz.

 

Für die Auszahlung besteht eine einzige Bedingung:

Das weiterhin bezahlte Entgelt darf sich nicht enorm vom jeweiligen Durchschnittseinkommen unterscheiden, das die Arbeitnehmer:innen in den letzten 12 Monaten vorher erhalten haben! Das bedeutet, dass das Entgelt zwischen 70 bis 130 Prozent des normal bezahlten Entgelts betragen darf. Bei Vollzeitkräften wird hier ein Betrag von mindestens 450 Euro monatlich festgelegt. 

 

Lebensarbeitszeitkonto auszahlen lassen Steuern

Die Einzahlungen auf das Lebensarbeitszeitkonto sind zunächst steuerfrei und auch von Abgaben befreit. Kommt es nun nach einiger Zeit zur Auszahlung des Lebensarbeitszeitkontos, so fallen in diesem Moment Steuern und auch Sozialversicherungsbeiträge an.

 

In welchen Branchen wird ein Lebensarbeitszeitkonto üblicherweise eingesetzt?

Die Regelungen und Vorgaben für ein Lebensarbeitszeitkonto sind sehr kompliziert für Arbeitgeber:innen. Dies ist ein Grund dafür, warum es hauptsächlich von großen Unternehmen für Arbeitnehmer:innen angeboten wird. Bei einigen Tarifverträgen wie zum Beispiel in der Elektro-, Metall- und Chemieindustrie sind die Regelungen bereits berücksichtigt. 

 

Wie kann die gesparte Lebensarbeitszeit genutzt werden?

Wird ein Lebensarbeitszeitkonto in einem Unternehmen eingesetzt, so findet sich darüber eine Vereinbarung im Arbeitsvertrag. In diesem wird ebenfalls die zukünftige Verwendung festgehalten. Einige Arbeitnehmer:innen nutzen das Zeitguthaben, um sich weiterzubilden oder ein Sabbatical durchzuführen. Auch längere Reisen werden des Öfteren geplant. Einige Arbeitnehmer:innen nutzen es für die Verlängerung der Elternzeit oder zur Pflege von Angehörigen. Der Großteil der Arbeitnehmer:innen jedoch möchte mit diesem Zeitguthaben früher in Rente gehen.  

 

Bestehen rechtliche Rahmenbedingungen für ein Lebensarbeitszeitkonto?

Den Arbeitnehmer:innen steht nur dann die Möglichkeit zum Sparen eines Zeitguthabens zur Verfügung, wenn eine vertragliche Vereinbarung mit dem Unternehmen besteht, in dem sie tätig sind. Die Grundlage für einen Anspruch gründet daher auf der mündlichen Zusage der Arbeitgeber:innen oder durch eine betriebliche Vereinbarung. Die Rahmenbedingungen werden im Normalfall schriftlich festgehalten und von Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen unterschrieben. 

 

Das Arbeitszeitkonto muss darüber hinaus rechtskonform zu den gesetzlichen Vorgaben angepasst werden. Dem Mindestlohngesetz, dem Arbeitszeitgesetz und der flexiblen Arbeitszeit sollte es beispielsweise entsprechen. Des Weiteren können alle Arbeitnehmer:innen an dieser Vereinbarung teilnehmen. Hier gibt es keine Ausnahmen für zum Beispiel Teilzeitkräfte. Arbeitnehmer:innen mit einem befristeten Arbeitsvertrag als Minijobber werden hiervon ebenfalls nicht ausgenommen. 

 

Insolvenz des Unternehmens

Arbeitnehmer:innen müssen sich keine Sorgen machen, dass bei einer eventuellen Insolvenz des Unternehmens das Zeitguthaben auf dem Lebensarbeitszeitkonto verfällt. Die Begründung hierfür ist, dass Arbeitgeber:innen verpflichtet sind, ein Lebensarbeitszeitkonto gegen eine Insolvenz abzusichern. Um die Absicherung durchzuführen, werden in den meisten Fällen entweder ein Treuhandmodell, Banken oder eine Versicherung genutzt.

 

Angesparte Zeit und angespartes Kapital gehören den Arbeitnehmer:innen und sind vor der Insolvenz des Unternehmens sicher.

 

Was passiert mit einem Zeitguthaben bei einer Kündigung?

Kommt es zu einer Kündigung und die neuen Arbeitgeber:innen bieten ebenfalls ein Lebensarbeitszeitkonto für Arbeitnehmer:innen an, das kann das Zeitguthaben mitgenommen bzw. übertragen werden. Bietet ein neuer Arbeitgeber:innen kein Lebensarbeitszeitkonto an, so bestehen folgende Möglichkeiten für die Arbeitnehmer:innen:

 

  • Lebensarbeitszeitkonto auszahlen lassen
  • die Übertragung des Guthabens an die Deutsche Rentenversicherung

Das Lebensarbeitszeitkonto auszahlen lassen ist nur dann möglich, wenn ein neuer Arbeitgeber:innen die Übertragung des Guthabens ablehnt. 

 

Lebensarbeitszeitkonto Vor- und Nachteile

Betrachtet man das Lebensarbeitszeitkonto, so sind die Vorteile sehr leicht zu erkennen. Für Arbeitnehmer:innen sind die Vorteile außerordentlich angenehm. Früher in Rente gehen zu können ist der beste Vorteil überhaupt. 

 

Doch hat das Lebensarbeitszeitkonto Nachteile? Blickt man tiefer, zeigt sich, dass der Aufwand der Administration der Kontoführung anfallen. Eine genaue Zeiterfassung ist bei diesem Modell selbstverständlich eine Voraussetzung, denn jede Minute zählt und eine faire und korrekte Dokumentation der Zeiten ist für Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen überaus wichtig. Die angesparte Zeit muss natürlich in einen Geldwert umgerechnet werden. Dies ist gesetzlich verankert und darf nicht umgangen werden.

 

Die Arbeitnehmer:innen investieren zudem Freizeit und Vermögen. Die ausgezahlte Entgeltsumme wird selbstverständlich ebenfalls reduziert. Das bedeutet, dass Arbeitnehmer:innen monatlich weniger finanzielle Mittel zur Verfügung haben, wenn sie das Lebensarbeitszeitkonto nutzen. Selbstverständlich ist das Geld nicht weg, sondern klug investiert, doch trotzdem müssen die monatlichen Lebensunterhaltungskosten bestritten werden. Rechtlich gesehen ist zu beachten, dass die Beitragsbemessungsgrenze zudem nicht unterschritten werden darf.

 

Für Arbeitnehmer:innen liegt zudem der Vorteil auf der Hand, dass sie sich während der Auszeit, egal wie und wann sich diese gestaltet, keinerlei Sorgen um Versicherungen machen müssen. Sie sind weiterhin sozialversichert. Außerdem ist das Lebensarbeitszeitkonto sicher vor dem Fall einer Insolvenz. Die Arbeitnehmer:innen verlieren also nichts.

 

Wird geplant, ein Lebensarbeitszeitkonto zu nutzen, so kann mit einem Lebensarbeitszeitkonto Rechner der Stand des Lebensarbeitszeitkontos einfach berechnet werden. In jedem Fall, trotz hohen administrativen Aufwands, ist das Zeitkonto für Arbeitnehmer:innen außerordentlich positiv. Die Lebensqualität kann dadurch um ein Vielfaches erhöht werden.

 

Vorteile Lebensarbeitszeitkonto:

 

  • insolvenzsicher
  • sozialversichert
  • Eigentum der Arbeitnehmer:innen
  • motiviert
  • ermöglicht Vorruhestand oder Altersteilzeit
  • schenkt Lebenszeit dann, wann sie benötigt wird
  • kann bei Arbeitgeber:innenwechsel mitgenommen werden (andernfalls fließt das Geld in die Rentenkasse)
  • Vererbbare finanzielle Mittel im Todesfall

 

 

Nachteile Lebensarbeitszeitkonto:

 

  • geringere finanzielle Mittel in der Ansparphase
  • es muss eine genaue Zeiterfassung erfolgen
  • höherer Administrationsaufwand

 

Lebensarbeitszeitkonto Beispiel

Hat ein:e Mitarbeiterin genügend Wertguthaben angesammelt, um zum Beispiel 20 Monate mit einem entsprechenden Entgelt bestreiten zu können, kann die betreffende Person 20 Monate früher in Rente gehen. Wie bereits erwähnt, sollte eine Höhe von mindestens 70 und höchstens 130 Prozent des Gehaltes der letzten 12 Monate als Auszahlungsbetrag gelten.

Sind sich Arbeitnehmer:innen unsicher, ob eine Altersteilzeit eventuell sinniger ist, können sie andere Arbeitnehmende nach ihren Lebensarbeitszeitkonto Erfahrungen befragen und anschließend eine Entscheidung für ihre individuelle Situation treffen.

 

 

 

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