Wenn es um Systeme zur Zeiterfassung geht, sind den Möglichkeiten (fast) keine Grenzen gesetzt – von Stift und Zettel über digitale Software bis hin zu stationären Terminals. Einen allgemeinen Überblick liefert bereits unser großer Vergleich der verschiedenen Zeiterfassungssysteme. Doch wie sieht es im Detail aus?
Gerade die Zeiterfassung mit Chip bietet viele Varianten: Von RFID, über die Fingerabdruck Zeiterfassung, mit oder ohne Zutrittskontrolle. Was sind die Vorteile und was die Nachteile bei der Chip Zeiterfassung? Wir haben die Antworten für dich in diesem Artikel!
Zeiterfassung mit Chip – was ist das eigentlich?
Arbeitszeiterfassung ist in Deutschland Pflicht. Das heißt, Arbeitgeber sind dazu verpflichtet, ein System bereitzustellen, mit dem Arbeitnehmende Beginn und Ende ihrer Arbeitszeit sowie Pausen genau dokumentieren können. Eines dieser Systeme ist die Chip Zeiterfassung.
Bei dieser stempeln sich Beschäftigte mit einem Chip, der sich beispielsweise in einer Karte befindet, an einem elektronischen Terminal ein und aus.
Wie funktioniert das?
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Einstempeln: Beim Betreten des Arbeitsplatzes halten Mitarbeitende ihren Chip an ein Lesegerät (z. B. ein Terminal an der Wand).
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Zeiterfassung: Die Software registriert automatisch Uhrzeit und Datum und speichert diese Daten dem entsprechenden Mitarbeitenden zugeordnet.
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Ausstempeln: Beim Verlassen des Arbeitsplatzes wird erneut „gestempelt“, um die Arbeitszeit zu beenden.
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Datenverarbeitung: Die Zeiten werden zentral gespeichert und können für Lohnabrechnung, Projektabrechnung oder Auswertungen genutzt werden.
Die Zeiterfassung mit Chip erfolgt in der Regel über die RFID-Technologie. Doch wie genau funktioniert die RFID Karte eigentlich? Dazu erfährst du mehr im nächsten Abschnitt.
Wie funktioniert RFID?
RFID steht für Radio Frequency Identification. Es handelt sich um eine Technologie, mit der Daten kontaktlos über elektromagnetische Wellen übertragen werden können – ähnlich wie bei einem Funksignal. Damit ist RFID für die Zeiterfassung besonders gut geeignet.
Grundprinzip von RFID
Ein RFID-System besteht aus zwei Hauptkomponenten:
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RFID-Transponder (auch RFID-Chip genannt):
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Befindet sich z. B. in einem Schlüsselanhänger, einer Chipkarte oder einem Armband.
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Enthält einen kleinen Mikrochip und eine Antenne.
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Speichert eine eindeutige Kennung (z. B. Mitarbeiter-ID).
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RFID-Lesegerät (Reader):
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Ist z. B. in einem Zeiterfassungsterminal eingebaut.
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Sendet ein elektromagnetisches Signal aus.
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Dieses aktiviert den Transponder und liest dessen gespeicherte Daten aus – meist im Bruchteil einer Sekunde.
Arten von RFID Chip
Art |
Energieversorgung |
Reichweite |
Einsatz |
Passiv |
Keine Batterie (durch Lesegerät aktiviert) |
wenige cm bis ca. 1 m |
Zeiterfassung, Zugangskontrolle |
Aktiv |
Mit eigener Batterie |
bis zu 100 m |
Logistik, Fahrzeugerfassung |
Semi-passiv |
Batterie für den Chip, aber nicht für die Kommunikation |
ähnlich wie passiv |
Spezialisierte Anwendungen |
Vorteile von Zeiterfassung mit Chip
Die Nutzung von RFID-Technologie in der Zeiterfassung bietet eine Vielzahl an Vorteilen, die insbesondere für Unternehmen mit komplexen Arbeitszeitmodellen, mehreren Standorten oder einer großen Mitarbeiteranzahl von großem Nutzen sind.
Einer der wichtigsten Pluspunkte ist die schnelle, kontaktlose und fehlerfreie Erfassung von Arbeitszeiten. Mitarbeitende müssen lediglich ihren RFID Chip – in Form einer Karte, eines Schlüsselanhängers oder Armbands – an ein Lesegerät halten, um Arbeitsbeginn oder -ende zu dokumentieren.
Die erfassten Daten werden in Echtzeit gespeichert und lassen sich automatisch an Lohn- und Zeiterfassungssoftware übermitteln, was den administrativen Aufwand erheblich reduziert. Besonders in Zeiten zunehmender rechtlicher Anforderungen an die Arbeitszeiterfassung (z. B. EuGH-Urteil, Arbeitszeitgesetz) sorgt RFID für Rechtssicherheit und Transparenz.
Zusätzlich erhöht die individuelle Chip-Zuweisung die Manipulationssicherheit, da jeder Buchungsvorgang eindeutig einer Person zugeordnet ist – ein wirksames Mittel gegen „Buddy-Punching“.
Auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten überzeugt RFID: Die Chips sind kostengünstig, wartungsfrei und langlebig, da passive RFID-Systeme ohne Batterie auskommen. Für Unternehmen bedeutet das nicht nur eine moderne und zuverlässige Lösung, sondern auch eine nachhaltige Investition. Zudem lässt sich die RFID-Technologie problemlos mit anderen Funktionen wie Zutrittskontrolle oder Besuchsmanagement kombinieren und so in ein ganzheitliches Sicherheits- und Zeitsystem integrieren.
Übersicht: Vorteile von RFID Zeiterfassung für Unternehmen
Vorteil |
Nutzen für das Unternehmen |
Kontaktlose Erfassung |
Hygienisch, schnell, unkompliziert – ideal auch bei hoher Mitarbeiterzahl |
Fehlerreduktion gegenüber manueller Zeiterfassung |
Vermeidung manueller Eingabefehler, automatische Zeitprotokollierung |
Manipulationsschutz |
Eindeutige Identifikation durch personalisierte Chips (kein „Einstechen für Kollegen“) |
Kosteneffizienz |
Wartungsfreie, langlebige Chips; geringer Verwaltungsaufwand |
Rechtssicherheit |
Erfüllung gesetzlicher Anforderungen an Arbeitszeiterfassung |
Datentransparenz |
Echtzeit-Zugriff auf Zeitdaten, einfache Auswertungen für Personal- und Projektleitung |
Systemintegration |
Erweiterbar um Zutrittskontrolle, Kantinenabrechnung oder Besuchermanagement |
Skalierbarkeit |
Einsetzbar in kleinen Teams wie auch in großen, standortübergreifenden Organisationen |
Nachteile von Zeiterfassung mit Chip
Trotz der vielen Vorteile bringt die Zeiterfassung mit Chip auch einige Nachteile und Einschränkungen mit sich, die bei der Entscheidung für ein Zeiterfassungssystem berücksichtigt werden sollten – besonders im Vergleich zu rein digitalen Lösungen.
Der offensichtlichste Nachteil ist der Hardwareaufwand: RFID-basierte Systeme erfordern die Installation und Wartung von physischen Terminals sowie die Ausgabe von RFID Chips oder RFID Karten an alle Mitarbeitenden. Das verursacht nicht nur Initialkosten für Hardware und Installation, sondern auch laufende Verwaltungsaufwände, etwa bei Verlust, Austausch oder Neuvergabe der Chips.
Zudem ist die Nutzung an bestimmte physische Standorte gebunden – das heißt, mobile Arbeit, Homeoffice oder Außendienste lassen sich nur schwer oder gar nicht über ein reines RFID System erfassen. Hier bieten digitale Zeiterfassungstools wie Apps oder webbasierte Plattformen deutliche Vorteile: Sie ermöglichen ortsunabhängige Zeiterfassung, oft ergänzt durch Geolokalisierung oder Projektzuweisung in Echtzeit.
Außerdem besteht bei älteren RFID-Systemen ein gewisses Sicherheitsrisiko durch veraltete Verschlüsselung oder fehlende IT-Integration, wenn sie nicht regelmäßig aktualisiert werden. Aus unternehmerischer Sicht ist daher zu prüfen, ob ein RFID-System als alleinige Lösung den Anforderungen an Moderne, Mobilität und Skalierbarkeit genügt – oder ob eine ergänzende oder rein digitale Softwarelösung langfristig mehr Flexibilität und Effizienz bringt.
Übersicht: Nachteile von RFID Zeiterfassung für Unternehmen
Nachteil |
Auswirkung für das Unternehmen |
Anschaffung von Hardware nötig |
Terminals und Chips verursachen zusätzliche Investitionskosten |
Nur vor Ort nutzbar |
Kein Zugriff im Homeoffice oder unterwegs – digitale Tools funktionieren standortunabhängig |
Verlust/Defekt von Chips |
Verwaltung und Ersatz verursachen Aufwand und Kosten |
Kosteneffizienz |
Nur Ein-/Aus-Stempeln – keine Projekt-, Pausen- oder Notizerfassung wie in Software-Apps möglich |
Wartung und Betreuung der Terminals |
Zusätzlicher IT-/Facility-Aufwand |
Sicherheitslücke durch veraltete Systeme |
Ältere RFID-Systeme sind nicht immer DSGVO-konform |
Kein mobiles Arbeiten abbildbar |
Außendienst oder Remote Teams schwer integrierbar |
Nicht leicht skalierbar |
Neue Standorte erfordern neue Hardware |
💡 Tipp: Du suchst nach einer geeigneten Zeiterfasung Software? Sieh dir hier die besten Zeiterfassung Tools im Vergleich an.
Für wen eignet sich die Chip Zeiterfassung?
Die RFID-Zeiterfassung eignet sich besonders für Unternehmen, in denen Mitarbeitende physisch vor Ort arbeiten und ein klar strukturierter Arbeitsbeginn und -ende erforderlich ist. Dazu zählen vor allem:
- produzierende Betriebe
- Lagerlogistik
- Pflegeeinrichtungen
- Werkstätten
- Gastronomie
- Bauunternehmen
- Behörden
- andere Organisationen mit festen Anwesenheitszeiten.
In solchen Umgebungen ermöglicht RFID eine schnelle, unkomplizierte und zuverlässige Erfassung der Arbeitszeiten direkt beim Betreten oder Verlassen des Betriebs.
Außerdem eignet sich die Zeiterfassung mit Chip für Unternehmen, die eine besonderen Wert auf Zutrittskontrolle legen, denn die RFID-Technologie lässt sich leicht mit Zugangssystemen kombinieren.
Ebenso kann die Chip Zeiterfassung sinnvoll für Firmen mit Schichtbetrieb sein, in denen eine hohe Anzahl von Mitarbeitenden effizient und ohne großen Verwaltungsaufwand gestempelt werden muss.
Die Fingerabdruck Zeiterfassung. Eine Alternative?
Die Fingerabdruck Zeiterfassung stellt eine biometrische Alternative zur Chip-basierten RFID Zeiterfassung dar. Statt eines physischen Chips oder einer Karte wird der individuelle Fingerabdruck der Mitarbeitenden verwendet, um Arbeitsbeginn und -ende zu erfassen.
Der größte Vorteil der Zeiterfassung mit Fingerabdruck liegt in der eindeutigen Identifikation, da der Fingerabdruck nicht verloren gehen, vergessen oder weitergegeben werden kann. Im Vergleich zur RFID Zeiterfassung entfallen außerdem Kosten und Verwaltungsaufwand für Chips, Karten oder Ersatz bei Verlust.
Gleichzeitig ist die Technologie jedoch nicht ganz unproblematisch: In Bezug auf Datenschutz und biometrische Sicherheit gelten strenge gesetzliche Anforderungen, insbesondere nach DSGVO. Unternehmen müssen sicherstellen, dass biometrische Daten verschlüsselt, getrennt gespeichert und nur mit ausdrücklicher Einwilligung der betroffenen Personen erfasst werden.
Für Unternehmen mit hohem Sicherheitsbedarf oder strenger Zutrittskontrolle kann die Fingerabdruck Zeiterfassung dennoch eine sinnvolle Option sein.
Vergleich: RFID Chip vs. Fingerabdruck Zeiterfassung
Kriterium |
Zeiterfassung mit Chip |
Zeiterfassung mit Fingerabdruck |
Identifikation |
Über Chip/Karte, kann verliehen oder vergessen werden |
Biometrisch, eindeutig und nicht übertragbar |
Sicherheit gegen Missbrauch |
Mittel (bei Weitergabe des Chips möglich) |
Hoch (nur die Person selbst kann sich identifizieren) |
Datenschutz/DSGVO |
Weniger sensibel, einfach umzusetzen |
Hoch sensibel, Einwilligung und besondere Schutzmaßnahmen nötig |
Nutzerkomfort |
Schnell, kontaktlos, zuverlässig |
Direkt, aber abhängig von Fingerqualität (z. B. Schmutz) |
Verwaltung/Wartung |
Chips müssen ausgegeben, ersetzt, verwaltet werden |
Kein physisches Medium nötig, aber regelmäßige Kalibrierung |
Kosten |
Günstig in der Anschaffung, laufende Kosten bei Chipverlust |
Höher in der Anschaffung, kaum laufende Kosten |
Einsatzumfeld |
Ideal für alle Standorte mit Terminalzugang |
Gut in sicherheitskritischen Bereichen mit wenig Schmutz |
Barrierefreiheit |
Sehr gut (z. B. auch für Handschuhe geeignet) |
Eingeschränkt (z. B. bei Hautproblemen oder Prothesen) |
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FAQ - Häufig gestellte Fragen